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"Spieletest: Spätwinterhitze - Krimi im Browser Christian Klaß
Mit Spätwinterhitze hat Frank Klötgen einen interaktiven HTML-Krimi im Film-Noir-Stil auf CD gebracht. Laut dem Verlag Voland & Quist sprengt Slam-Poet Klötgen mit seinem für den Internet Explorer und Firefox optimierten Werk die Grenzen zwischen Buch, Comic und Computerspiel - Spätwinterhitze bleibt jedoch trotz interessanter Story schwer genießbar.

Auch in Spätwinterhitze schlüpft der "Leser" in die Rolle des Ich-Erzählers und steuert sich als Mitarbeiter einer Headhunter-Agentur durch den interaktiven Roman. Nach einer kurzen Überprüfung, ob alle nötigen Browser-Plug-Ins für Sound und die absichtlich schlicht gehaltenen Grafiken vorhanden sind, gilt es, hinter die Machenschaften eines Weltkonzerns zu kommen, der Politiker schmiert, Mitwisser ausschaltet und menschenverachtende humangenetische Experimente durchführt. Los geht es mit einem mysteriösen Todesfall und bald wird klar, dass nicht alles so ist, wie es aussieht.

Zwischen den einzelnen Kapiteln bietet das Spiel einem auch an, in die Stammkneipe des Protagonisten zu gehen - und in diesem Rahmen auch im offiziellen Online-Forum andere Spieler zu treffen und sich mit diesen auszutauschen. Mitunter gilt es im Spiel sehr aufzupassen, welche Wahl man trifft - denn falsche Entscheidungen kosten auch mal das virtuelle Leben oder beenden das Spiel vorzeitig. Gespeichert wird einfach per Browser-Lesezeichen, bestimmte Entscheidungen lassen sich aber auch ohne browsereigene Funktionen nachträglich verändern.

Die meist monochrome Darstellung der Texte, Grafiken und Animationen in Hauptfenster und Pop-Up-Fenstern wird durch Geräusche und Gespräche untermalt. Obwohl der triste Darstellungsstil durchaus zur düsteren Stimmung der Story beitragen kann, sind die eingeblendeten Texte nicht immer gut zu lesen, werden an immer anderen Stellen eingeblendet und der Spieler/Leser durch die Pop-Ups abgelenkt - eine eher "wilde" Form des klassischen Text-Adventures, die ohne Text-Parser auf Klicks reduziert wurde.

Trotz der Interaktivität des Browser-Spiels kommt man sich sehr eingeschränkt in der Wahl der Möglichkeiten vor - es gilt vor allem, die mal statischen, mal bewegten Texte ganz genau zu lesen und dann nach den richtigen Schlussfolgerungen auf die entsprechenden Text- oder Bildlinks zu klicken. Negativ fällt auf, dass in den mitunter selbst ablaufenden Bereichen kein Pausieren möglich ist, positiv ist hingegen, dass man auch nicht mit Text erschlagen wird und die Story dennoch vorankommt.

Spätwinterhitze (ISBN 3-938424-04-4) ist bereits das vierte interaktive Buch aus der "Edition Cyberfiction" von Voland & Quist. Es ist Ende 2004 für knapp 15,- Euro auf CD-ROM erschienen. Optimiert wurde es laut Verlag für die Internet-Browser Internet-Explorer 5 und 6 sowie Firefox 1.0. Laufen soll es aber auch auf allen anderen gängigen Browsern für "PC und Mac".

Fazit:
Adventure-Fans werden nur bedingt von Spätwinterhitze begeistert sein, vor allem da die Präsentation teilweise etwas anstrengend und eintönig ist und auch die Interaktivität recht begrenzt erscheint. Zwar hat Spätwinterhitze seinen Reiz, da nicht nur der Browser, sondern auch das Internet einbezogen werden, doch eine Kombination aus Buch, Comic und Spiel hat man bei Grafikadventures schon besser gesehen - dafür kosten diese allerdings meist auch mehr. Wer Spätwinterhitze vor dem Kauf ausprobieren will, findet dazu eine Online-Demo auf Internetkrimi.de.

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